Mit dem Expeditionsschiff Australis durch die Fjorde von Chile und um das Kap Hoorn (2018)

Von Ushuaia, »El fin del Mundo» wie die Stadt auch heisst, brechen wir auf eine 5-tägige Bootstour durch die chilenischen Fjorde auf, bis nach Punta Arenas. Ushuaia ist die südlichste Stadt der Welt und gehört zu Argentinien. Gegen 17 Uhr wird am Hafen eingecheckt. Zudem gibt es bereits die Passkontrolle, denn Argentinien werden wir auf dem Beagle Kanal Richtung Kap Hoorn verlassen. Nach dem ersten Abendessen auf der Australis gleiten wir an Puerto Williams vorbei. Puerto Williams liegt zwar noch südlicher als Ushuaia und ist doch nicht die südlichste STADT der Welt. Für die Chilenen ist sie aber wohl…

 

Am nächsten Morgen wird der Seegang immer höher. Wir nähern uns dem Kap Hoorn. Es ist eine Lotterie für uns alle. Denn die Chancen auf Kap Hoorn an Land zu gehen stehen 50:50. Und wir haben Glück. Der Wind ist uns gnädig, so dass der Kapitän Kap Hoorn ansteuern kann. Hier sind wir nun, am südlichsten Punkt der Erde. Nur die Antarktis ist südlicher. Der Wind pfeift über die Insel und wir geniessen den Ausblick. Nach gut anderthalb Stunden Aufenthalt geht es mit den Zodiac-Booten zurück aufs Schiff.

Das Expeditionsschiff dreht von Kap Hoorn ab und fährt langsam Richtung Beagle Kanal zurück. An der Wulaia Bucht wird der nächste Stopp gemacht. Die Zodiac-Boote bringen uns auf die Insel und wir können eine kleine Wanderung durch den Magellan-Wald machen, wo unter anderem Lengas (Buchen aus Feuerland) wachsen. Wir erreichen den Aussichtspunkt und haben eine wunderbare Aussicht auf die Bucht und Umgebung.

 

Das Schiff geht am Abend am Beagle Kanal vor Anker. In der Ferne sieht man Ushuaia und das Lichtermeer der Stadt. Es ist windstill und auf dem Oberdeck geniessen wir die Aussicht auf die südlichste Stadt der Welt.

Heute gleitet das Schiff nordwestlich des Beagle Kanals weiter Richtung Pia-Fjord, wo wir die ersten Gletscher sehen werden, die bis ins Meer hinunter kommen. Erneut steigen wir auf die Zodiac-Boote um, sind aber diesmal wärmer angezogen, denn hier im Fjord vor dem Pia Gletscher spürt man die Kälte des Eises. Zwischen kleineren und grösseren Eisschollen nähern wir uns dem Gletscher. An Land geht ein kleiner matschiger Weg hoch, von dem wir oben angekommen, eine hervorragende Sicht auf den Gletscher haben. In der Ferne hört man regelmässig das Knacken im Eis, und ab und zu fallen auch grössere Eisbrocken ins Meer. Beim Abstieg beginnt es zu regnen. Alexanders neu gekaufte Winterjacke hält der Witterung nicht stand. Seine Schultern sind bald nass. Die Jacke muss wohl bei der Rückkehr in die Schweiz retourniert werden.

Nächster Stopp Garibaldi-Gletscher. Am Nachmittag nehmen wir Kurs auf den Garibaldi-Fjord. Auf dem Oberdeck geniessen wir die Ruhe, den Ausblick. Mystisch ist es hier. Tiefhängende Wolken in den Wäldern begleiten uns in dieser Abgeschiedenheit Patagoniens. Auf dem Oberdeck hinter einer Glaswand lässt es sich verweilen, und die Kälte kriecht nicht so schnell durch die Kleidung. So können wir es "open air" länger geniessen und sehen so etliche Wasserfälle, die an den Fjordwänden herunterstürzen. Am Ende des Fjords angekommen können wir uns entscheiden, ob wir an einer Wanderung teilnehmen oder uns den Garibaldi-Gletscher vom Expeditionsschiff aus ansehen wollen. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, denn wir sind ja hier wegen der Gletscherwelt Patagoniens.

Nachdem die Wandergruppe ausgestiegen ist steuert der Kapitän das Schiff nahe an den Gletscher. Ganz langsam dreht er nun nach links, sodass wir von der Bootsseite aus den vollen und uneingeschränkten Blick auf den Garibaldi-Gletscher bekommen. Der Motor wird abgestellt. Die Ruhe, die Kälte, das nahe Eis welches ins Meer kalbt, tiefhängende Wolken und etwas Nieselregen…. Unglaublich mystisch, dieser Anblick auf den Garibaldi. Nach über einer Stunde der totalen Stille steuert das Schiff langsam dem Fjord Ausgang entgegen. Vor dem Abendessen, dem 3 Gang Menü, lassen wir es uns immer gut gehen mit einem Pisco Sour.

(Pisco Sour ist ein Cocktail aus Pisco (Traubenschnaps), genannt nach der Stadt Pisco in Peru, der in zwei Varianten in Peru und Chile hergestellt wird). Pisco Sour wird mit drei Teilen Pisco, je einem Teil Limettensaft, Zuckersirup und Eiweiss mit Eis serviert. On top wird noch Zimt verfeinert. Ein absoluter leckerer Cocktail.

Auf dem Expeditionsschiff ist es nie langweilig. Die Crew bietet einen großartigen Service an Bord, mit Dia- Filmvorträgen oder Lesungen über die Region und Geschichte Patagoniens und zudem servieren sie sehr gutes Essen… Und wenn man will, geht man zu Besuch auf die Brücke zum Captain oder kann an einer Führung im Maschinenraum teilnehmen.

Wir fahren durch den Cockburn-Kanal und biegen später in den Agostini-Sound. Hier sind wir im Zentrum der Darwin Kordilleren, wo viele Gletscher entspringen und ins Meer reichen. Wir ziehen uns wieder warm an, denn wir dürfen wieder auf die Zodiac Boote umsteigen, um an Land zu kommen, damit wir der Lagune entlang wandern können. Der Weg führt am Strand entlang und durch den Patagonischen Urwald. Moose und Flechten links und rechts wachsen am Wegesrand. Es ist bedeckt, aber es regnet nicht. Gemütlich wandern / spazieren wir Richtung Aguila-Gletscher. Von Weitem sieht man ihn und er wird immer mächtiger, je näher wir an ihn herankommen. Grau, blau ist das Eis, und an der grossen Abbruchstelle fliesst das eiskalte Schmelzwasser weg, Richtung Lagune. Will jemand hier baden?

 

Der Condor-Gletscher steht am Nachmittag auf dem Programm. Erneut verlassen wir das Expeditionsschiff mit den Zodiac Booten und fahren in den Fjord hinein. Blauer Himmel begleitet uns mit ein paar Wolken. Am Ende angekommen, können wir nahe heran an den Condor-Gletscher. Dies ist nicht ungefährlich, sollte eine Eiswand vor uns abbrechen und eine kleine Flutwelle auslösen. Es sind aber nur kleine Stücke die runterfallen, auch wenn wir gerne grosse gesehen hätten - auf der einen Seite zum Glück, auf der anderen Seite, schade. Nach einer Weile drehen wir ab und fahren alle gleichzeitig mit den grauen Gummibooten zurück. Der letzte Abend bricht an, und da ist das Captain-Dinner auf dem Schiff angesagt, welches wir wieder mit einem Pisco Sour auf dem Oberdeck beginnen.

Insel Magdalena – Punta Arenas

Über Nacht sind wir an der Magellan Strasse angekommen. Mitten drin liegt die Insel Magdalena mit ihrer grossen Kolonie an Magellanpinguinen. Vor der Insel gehen wir vor Anker und steigen wieder auf die Zodiac Boote um. Auf einem Rundweg können wir Richtung Leuchtturm hoch gehen. Dutzende, hunderte von Pinguinen hausen am Wegesrand in ihren Höhlen oder auf der Wiese und geben ihre Laute von sich. Die einen watscheln um uns herum, andere beäugen uns wie Ausserirdische. Die neugeborenen grauen Flauschigen warten geduldig bis die Eltern vom Fischfang zurückkommen. Einfach nur süss.

Der Ausflug auf die Magdalena Insel ist der Letzte, nun geht es noch weiter nach Punta Arenas, wo wir an Land gehen und uns von der Crew verabschieden. Es war eine tolle, beeindruckende Expeditionsfahrt durch die chilenischen Fjorde, an die wir uns noch lange erinnern werden.

Punta Arenas

Gegen Mittag legen wir in Punta Arenas an. Die Stadt liegt an der Magellanstrasse und ist Ausgangspunkt für viele verschiedene Expeditionsreisen und Besuche von diversen Nationalparks. Wir besuchen das Nao Victoria Museum. Das Museum beherbergt Nachbauten in Originalgrössen von alten Schiffen. Das Prunkstück ist die Nao Victoria, ein Segelschiff mit welchem Magellan 1520 mit seiner Flotte den südlichen Kontinent entdeckte.

Puerto Natales

Der Ort ist der Ausgangspunkt für den Nationalpark aller Parke in Chile - den Torres del Paine. Hier in Puerto Natales pfeift einem der Wind den ganzen Sommer um die Ohren. Mag der Ort noch so klein sein, so ist er wie viele andere Orte, schachbrettartig angelegt. Im Zentrum liegt die Plaza de Armas mit ihrer Kirche, an der wir während unserem Aufenthalt oft vorbeikommen.

Torres del Paine

2015 und 2018 besuchten wir diesen Nationalpark. Für uns einer der schönsten Nationalparks den wir kennen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich. Viele Seen, Gletscher, traumhafte Berggipfel bereichern diesen Park. Die Wetterkapriolen im Torres del Paine sind bekannt. Wettervorhersagen sind kaum möglich. Stetiger Wind, Sonne, Regen oder Schnee können sich sehr schnell abwechseln. Und dies macht den Park so faszinierend. Die Tierwelt ist vielfältig. Pumas, Guanakos, Nandus oder Andenkondore können beobachtet werden. Am Lago Grey kommen die Gletscherabbrüche bis zum Strand hinunter, denn der Wind treibt sie stetig vor sich her. Andere Seen sind türkisblau und mit etwas Glück bekommt man auch die berühmten Torres zu sehen (Felsnadeln). Wir hatten zudem das seltene Glück, dass wir sogar einen Puma vor die Linsen bekamen auf unseren täglichen kleinen und grösseren Wanderungen.

 

Abends geniessen wir in der Lounge des Hotels Lago Grey die Panoramasicht auf die Berge, mit…. einem Pisco Sour.

Santiago

Die Hauptstadt Santiago mit ihren 5.6 Millionen Einwohner liegt ca. in der Mitte Chiles und etwa 2 Stunden Fahrzeit vom Pazifik entfernt, im Landesinnern. Die Stadt liegt in einem Tal zwischen schneebedeckten Andengipfeln und der chilenischen Küstenkordillere. An der Plaza de Armas, dem prachtvollen Zentrum der kolonialen Altstadt, pulsiert das Leben. Wir besuchen das Wohnhaus des Dichters Pablo Nerudo und das Museum de la Memoria y los Derechos Humanos (es ist dem Gedenken an die Opfer der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet gewidmet). Santiago bietet viel, nebst der historischen Altstadt mit der obligaten Kathedrale an der Plaza de Armas, gibt es sehr viele nette Barrios wie Bellavista, den Cerro San Cristobal, La Moneda (Präsidentenpalast), el Mercado Central oder el Parque Quinto Normal. Wir bleiben mehrere Tage in der Hauptstadt.

Valparaiso

Jeder Tourist, der nach Chile fährt, macht einen Zwischenstopp in Valparaiso. Die Stadt am Pazifik ist wegen ihren farbenfrohen bemalten alten Häusern, welche an den Hügeln gebaut sind bekannt. Mit verschiedenen kleinen Standseilbahnen kann man hochfahren und durch die Strassen schlendern. Die Fassaden wie auch Treppen sind bunt bemalt und geben superschöne Fotosujets. Einmal oben angekommen hat man einen tollen Ausblick auf den Pazifik, der zum Baden einlädt. Doch das Wasser ist für uns zu frisch, denn der kalte Humboldtstrom, welcher von der Antarktis kommt, hat eine Temperatur von nur 15 Grad.

Osterinsel

Es ist Ostern 2017, und ja, wir sind über die Ostertage auf der Osterinsel. Geplant war das eigentlich nicht. Es war eher Zufall.

Die Osterinsel ist eine abgelegene Vulkaninsel weit ab im Pazifik, 3750 km von Santiago, dem chilenischen Festland entfernt. Berühmt ist die Insel, Rapa Nui ja wegen ihren Moais. Die monumentalischen Statuen wurden zwischen dem 13. Und 16. Jahrhundert angefertigt. Es sind menschliche Steinfiguren mit überdimensionalen Köpfen. Wie wurden sie geschaffen und warum? Ich glaube da sind sich noch nicht alle Wissenschaftler einig.

Wir stehen am Flughafen am Gate bereit zum Abflug auf die Insel. Doch man lässt niemand ins Flugzeug. Unmut macht sich unter den Passagieren breit. Langsam sickern Informationen zu uns herüber. Grund: technische Probleme. Verspätung 2 Stunden. Na ja, dann warten wir. Aus 2 werden 4 Stunden. und mit der Zeit erfahren alle Passagiere, dass es keinen Piloten gibt. Nach 6 Stunden ist endlich ein Pilot gefunden worden, der mit uns die Reise antritt.

Wir verbringen 5 Tage auf Rapa Nui und haben uns auch ein kleines Auto gemietet, mit dem wir dann die nächsten Tage die Insel umrunden werden. Der Hauptort Hanga Roa ist sehr beschaulich. Man hat das Gefühl, hier kennt sich jeder. Gemütliche Cafés oder Restaurants laden zum Fischessen ein.

 

Die Insel ist nur 24 km lang und hat eine Fläche von nur 163 km2 und somit sehr übersichtlich. Eine Rundstrasse um die Insel führt uns an fast allen Moais vorbei. Wir haben sehr viel Zeit und Touristen gibt es zurzeit sehr wenig. Dies geniessen wir in vollen Zügen. Auf der Südwestseite der Insel liegt der grosse Orongo Krater, den wir zu Fuss erklimmen. Oben angekommen geniessen wir den Blick in den Krater, der mit Wasser gefüllt ist und in die Weite, den Pazifik.